Albrecht Wolfgang (27April 1699-24Sept1748) wurde als erstes Oberhaupt eines regierenden deutschen Hauses ein Freimaurer und kommt im Jahr 1725 in den Listen der Loge “Rummer and Grapes” (“Römer und Trauben”) in Westminster, London.
Albrecht Wolfgangs Mutter, Johanna Sophie von Hohenlohe-Langenburg, trennte sich 1702 dauerhaft von ihrem Mann, Graf Friedrich Christian von Schaumburg-Lippe, und lebte unter schwierigen Verhältnissen mit ihren beiden Söhnen Albrecht Wolfgang und Friedrich an verschiedenen Fürstenhöfen, u.a. in Hannover am Hofe des Kurfürsten Ernst August und seiner Frau Sophie.
Nach 1714 folgte Johanna Sophie mit ihren Söhnen Kurfürst Georg Ludwig nach London, wo dieser als Georg I. englischer König wurde. Inzwischen zwang Graf Friedrich Christian seine Frau unter dem Einfluss der Wiener Hofburg, die gemeinsamen jungen Söhne nach Wolfenbüttel zu schicken und einem katholischen Erzieher zu unterstellen. Der Graf forderte nunmehr von seinen Söhnen, den katholischen Glauben anzunehmen. Ermutigt durch eine Aufforderung Georgs I., gelang den beiden jungen Grafen die Flucht, die sie in den ersten Maitagen des Jahres 1718 von Hannover in die Niederlande, zunächst nach Utrecht, führte. Von dort ging Albrecht Wolfgang nach Paris und im Jahre 1720 nach London an den Hof Georgs I., wo er in St. James unterkommt.
Albrecht Wolfgang unterhielt in dieser Zeit Kontakte zur Londoner Hofgesellschaft. Einige ihrer Mitglieder, darunter seine spätere Frau Sophie Juliane von der Schulenburg, kannte er bereits aus seiner Zeit in Hannover.
Bald machte er die Bekanntschaft von John Theophile Desaguliers, einem Freund und Schüler Isaac Newtons. Desaguliers (13März1683-29Febr1744) gilt als einer der Väter der Großlogenfreimaurerei. Als Mitglied der Logen “Horne Tavern” in Westminster und der “Lodge of Salomon´s Temple” in der Hemmings Row in London wählte man ihn 1719 zum dritten Großmeister der ersten Großloge von England und 1723 und 1725 zum Deputierten Großmeister. Er widmete seine Aufmerksamkeit dem Aufbau der Großlogenordnung, insbesondere der Bekleidungsordnung der Logenbeamten und den Tafellogen. Ebenso war er auch “Cappellan bei Sr. Kgl.Hoheit, dem Prinzen von Wallis” (zit. nach Allan Oslo) und damit gleichermaßen Kaplan beim Kronprinzen Friedrich Ludwig, dem Namensgeber der hannoverschen Loge “Friedrich zum Weißen Pferde”. Friedrich Ludwig wurde am 5. Nov. 1737 von Desaguliers als Freimaurer aufgenommen.
Albrecht Wolfgang selbst trat schließlich der “Society of Masons” (Freimaurerloge) in der “Rummer and Grapes” Tavern, New Palace Gard, Westminster in London, bei. Dort findet man Desaguliers, den bekannten Altertumsforscher George Payne und auch seit 1725 Graf Albrecht Wolfgang zu Schaumburg-Lippe als Mitglieder und Brüder Freimaurer in den Logenlisten.
Er ist auch später als regierender Herr in Deutschland seit dem Tode seines Vaters 1728 ein Unterstützer und Fürsprecher des Freimaurerbundes geblieben. Dies zeigte sich besonders im Jahre 1738, als er am 12. Juli dem Preußen-König Friedrich Wilhelm I. in Minden/Weser seine Aufwartung machte.
Friedrich Wilhelm I. (“der Soldatenkönig”) nahm auf einer Reise an den Niederrhein in die westlichen Provinzen Preußens in Begleitung seiner beiden ältesten Söhne (darunter Kronprinz Friedrich) und des Grafen Leopold von Anhalt-Dessau Quartier in der Garnisons- und Festungsstadt Minden. Im Laufe eines Tischgesprächs äußerte sich der König abfällig über die Freimaurerei .Graf Albrecht Wolfgang widersprach dieser Ansicht entschieden und bekannte sich selbst offen als Freimaurer. Nach aufgehobener Tafel nahm Kronprinz Friedrich den Grafen Albrecht Wolfgang beiseite und äußerte den Wunsch, selbst Freimaurer zu werden, allerdings unter dem Siegel der Verschwiegenheit.
Im Weiteren wandte sich Graf Albrecht Wolfgang zunächst schriftlich an den ihm gut bekannten Grafen Friedrich Christian von Albedyll in Hannover mit einem Anschreiben vom 19. Juli 1738 aus seiner zweiten Residenz in Stadthagen. (Graf Albedyll war am 3.Febr. 1738 Mitglied der neu gegründeten ersten deutschen Freimaurerloge “Loge d’Hambourg”, 1741: “Absalom”, heute: “Absalom zu den drei Nesseln”, geworden.) Dieser sollte der Hamburger Loge das Aufnahmegesuch des preußischen Kronprinzen unter Verschweigen des Namens der “hohen und ehrenwerten Persönlichkeit” (Alb. Wolfgang) vortragen.Albedyll seinerseits schrieb schon am 22.Juli 1738 an seine Loge nach Hamburg. Am 29.Juli 1738 wurde über das Gesuch Friedrichs in der Hamburger Loge beraten. Dem Antrag wurde stattgegeben und eine Delegation aus Hamburger Freimaurern (Georg Ludwig von Oberg, Fabian von Löwen,Peter von Stüven, Jakob Friedrich Bielfeld; Rabon, Kammerdiener Bielfelds) wurde gebildet, die zusammen mit Graf von Albedyll, Graf von Kielmannsegge – einem Freimaurer, seit 1732 Mitglied der Londoner Loge “Bear and Horrow”, aus der Umgebung des Kronprinzen Friedrich – und Graf Albrecht Wolfgang zu Schaumburg-Lippe in der Nacht zum 15.August 1738 den Kronprinzen Friedrich in Braunschweig gegen die üblichen Regeln des Freimaurerbundes als Lehrlings aufnahmen, ihn zum Gesellen beförderten und zum Meister erhoben.
Friedrich bedankte sich brieflich bei Graf Albrecht Wolfgang im Sept. 1738. Er ließ ihm sein Porträt zukommen und einen Ring überreichen. “Ich möchte Ihnen womöglich mein Andenken in einer so sichtbaren Weise ins Gemüt flößen, dass es Ihnen fast unmöglich wäre, mich zu vergessen. Zu diesem Zweck habe ich beifolgenden Ring für Sie herstellen lassen, den ich Sie anzunehmen bitte. Er wird Ihnen Züge vergegenwärtigen eines Freundes und Mitbruders im ehrenwerten Orden der Freimaurer, der Ihnen eine unendliche Dankbarkeit dafür bewahrt, dass Sie ihm zur Aufnahme verholfen haben.”( Kronprinz Friedrich)
Kronprinz Friedrich gründete in Rheinsberg, seinem Wohnsitz seit 1736, eine eigene Loge (“Loge Premiere” oder “Loge du Roi”, seit Sommer 1740 so genannt). Allerdings fehlte ihm die Übung, selbst als Meister vom Stuhl den Hammer zu führen und Lehrlinge aufzunehmen. So lud er die Freimaurer aus Hamburg, Baron von Oberg und Bielfeld im Sommer 1739 zu sich nach Rheinsberg ein, um von ihnen einschlägige Instruktionen zu erhalten.
Ebenso erging eine Einladung an seinen freimaurerischen Paten, Graf Albrecht Wolfgang, mit der Aufforderung, am Rheinsberger Kreis teilzuhaben. “Sie werden hier stets mit offenen Armen aufgenommen werden in der Eigenschaft eines Mannes von Verdienst und Geist, in ihrer Eigenschaft als Br. (Bruder) und unter den geweihten Wahrzeichen der Freundschaft .Ich sehe Sie als denMitbürger eines Ortes an, den ich der Freundschaft geweiht habe.” (Kronprinz Friedrich)
Allerdings ist Albrecht Wolfgang dieser Einladung nicht gefolgt, vermutlich um etwaige diplomatische Verwicklungen und Konflikte mit dem Vater Friedrichs, dem Soldatenkönig, zu vermeiden.
Zwischen Friedrich und Albrecht Wolfgang entwickelte sich ein reger Briefwechsel, der wohl auch auf zahlreichen Gemeinsamkeiten und ähnlichen Interessen beruhte. Wie Friedrich hatte der 13 Jahre ältere Graf zu Schaumburg-Lippe ein reges Interesse an Literatur, Musik, Naturwissenschaften und Militär entwickelt. Er komponierte (wie Friedrich) kleine Musikstücke und stand überdies in freundschaftlicher Beziehung zu Georg Friedrich Händel; ebenso hatte er Kontakt zu Voltaire, der ihn einmal in Bückeburg besuchte (9– 11. Dez. 1740). Auch der “Bückeburger”, wie ihn zahlreiche Zeitgenossen bezeichneten, stand in einem höchst gespannten Verhältnis zu seinem Vater, dem er sich wie der preußische Kronprinz durch Flucht zu entziehen versuchte. Während Friedrichs Fluchtversuch(1730) kläglich scheiterte, gelang es dem jungen Grafen Albrecht Wolfgang in die Niederlande und über Paris schließlich nach London zu entkommen. ( so Rüdiger Hachtmann). Dort trat er dem Freimaurerbund bei. 1725 findet sich sein Name als “Count la Lippe” in der Mitgliederliste der Loge “Rummer and Grapes”. Allerdings ist zu vermuten, dass seine Aufnahme bereits im Jahre 1723 oder 1724 vollzogen wurde.
Zweifellos ist die Persönlichkeit Albrecht Wolfgangs ein entscheidender Grund für Friedrichs Entscheidung gewesen, dem Freimaurerbund beizutreten.
Author: Bernd Menke - Email: rosie.bernd@hotmail.de
Source: Ditmarsia
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